Was die Agenturen in den 90er waren, ist in den 2010er die New Economy-Szene. Agenturen stecken aber heute personal-technisch in einer Schieflage. Wenn die heute hippen Arbeitgeber nicht aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, steht ihnen das gleiche Schicksal der Arbeitsnehmerlosigkeit wie Agenturen heute.

 

Die Trendarbeitgeber unserer Zeit

Heutzutage wollen viele junge Arbeitnehmer bei einem hippen Start-up, einem der coolen App-Entwickler oder bei dem neuesten eCommerce-Unternehmen arbeiten. Moderne Unternehmen haben schon immer junge Menschen als Arbeitgeber angesprochen. Klar, diese Unternehmen sind innovativ, sie entwickeln Produkte oder Dienstleistungen, die den Nerv der Zeit treffen. Dort zu arbeiten bedeutet ein Teil davon zu sein und ein Stück weit den Trend mitzugestalten.

So hat jede Zeit ihre Trendarbeitgeber. 

Genauso waren Werbeagenturen in den 90er bis 2000er Jahren der Ort, wo man arbeiten wollte. Es gab kaum eine Chance einen Job zu ergattern, so beliebt waren die wenigen Stellen, die frei wurden. Kicker und Bierkühlschrank gehörten zur Standard-Ausstattung. Selbstverständlich gehörte es auch dazu, zusammen im Team bis spät abends in der Agentur an Konzepten zu arbeiten, Pizzas zu bestellen, und dabei Bierchen zu trinken. Das Team war der engste Freundeskreis. Wenn jemand um 18h ging, war der typische Witz “Hast du einen Halben Tag frei genommen?” Die Arbeit war eine einzige Stressphase – von Januar bis Dezember. Weihnachtsfeiern waren… ausschweifend. Man ist zusammen zum Agenturen-Fußballturnier BAC gefahren – mit Fußball hatte es nur am Rande zu tun. Durchschnittsgehälter waren abgründig tief – gerade über die der Hotellerie. Die Agentur wechseln musste man spätestens nach zwei Jahren, weil es sich so gehörte. Es war cool, wir haben es alle gemacht, auch wenn wir darüber geschimpft haben.

“Play hard, work hard” war das Motto.

Fast-Forward 2019

Agenturen tun sich unfassbar schwer Positionen mit geeigneten Kandidaten nachzubesetzen. Es wird massiv auf Freelancer in allen Bereichen zugegriffen. Agenturen sind nicht mehr “the place to work”. 

Stress und Überstunden gibt es immer noch. Oft steht auch noch ein Kicker oder ein Bierkühlschrank irgendwo. Genutzt werden sie aber nur noch wenig. Agenturen haben sich schlicht und einfach nicht auf die geänderte Bedingungen angepasst und bieten immer noch Arbeitsplätze wie in den 90er.

Die Trendarbeitgeber heißen heute New Economy. Dort gibt es eine vegan Matcha-Latte Bar, den Lemon-aid-Kühlschrank und einen Meditationsraum. Gearbeitet wird trotzdem unfassbar viel, Stress gibt es immer noch und Löhne sollen durch die Bank auch nicht die allerhöchsten sein. Nur, solange es als cool gilt, in einem solchen Unternehmen zu arbeiten, werden auch weiterhin viele dort arbeiten wollen.

Wo das noch hinführen wird

Wo die Nachfrage hoch ist, bestimmt das Angebot die Konditionen. Viele möchten in die New-Economy-Unternehmen, und so haben diese die Qual der Wahl bei den Bewerbern und können ihre Konditionen auferlegen. Aber nur bis der nächste Trend kommt, und damit die nächste Branche, bei dem alle arbeiten wollen. Bis die Nachfrage sich einem anderen Angebot zuwendet.

Sollten also die aktuellen beliebten Arbeitgeber von heute nicht aufpassen, steht Ihnen das gleiche bevor wie die Agenturen heute, nur dass es dieses Mal viel schneller geschehen wird.

Denn die heutige Generation der 20-35 Jährigen, die sogenannten Millenials, unterscheidet sich maßgeblich von der Generation davor. Sie sind viel wählerischer und lassen sich unzufriedenstellende Arbeitsbedingungen nicht gefallen. Die Millenials sind eine Sinn-suchende Generation. Sie sind nicht bereit, sich jahrelang zu beweisen, in ihre Karriere zu investieren und dabei einzustecken. Sie wissen, dass die Arbeitswelt, und sowieso die Welt im allgemeinen, stets im Wandel ist. Sie wollen den “Return on Investment” sofort. Das bedeutet, dass sie – im Gegensatz zur Generation X – sich nicht zehn Jahre lang den Hintern abrackern, um sich beruflich zu etablieren. Sie wollen von vornherein Work-Life-Balance und Flexibilität.

 

Bessere Lösungen für Arbeitsplätze mit Zukunft

Arbeitnehmer müssen daher aus meiner Sicht dringend und schnell aus den Fehlern der Anderen lernen. Wer viel bietet, kann auch viel fordern. Da sich aber das “Viel” maßgeblich verändert hat, bedeutet es für Arbeitgeber stets am Ball zu bleiben, was ihre Mitarbeiter und (wichtiger noch) zukünftige Mitarbeiter wollen. 

Find out what they want. Go and get it. Give it to them.”

Unternehmen müssen Traumjobs anbieten. Aktuell könnte man die Kernforderungen so zusammenfassen: Millenials wollen den Sinn in ihre Arbeit sehen, sie wollen das große und ganze verstehen. Hinzu ist Arbeit nicht alles in ihrem Leben und sie brauchen daher Modelle, die auf ihre Lebensentwürfe angepasst sind. Teil- oder Gleitzeit müssen die neue Norm werden. Und sie müssen die besseren Chefs werden. Menschen folgen Menschen. Sie müssen durch Führungskompetenz ihre Mitarbeiter begeistern und an sich binden.

 

Es ist eine wahre Chance für die Startup-Szene, gute Mitarbeiter zu gewinnen und an sich zu binden, und eben nicht die gleichen Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.