Überall liest man, dass Gründer und Solopreneurs unbedingt besser früher als später jemanden einstellen müssen. Glaubt man den ganzen Artikeln und Fachseiten im Internet, sollte sich jeder, der nicht bei drei auf den Bäumen ist, ein Team aufbauen. Und da hebt sich immer meine Augenbraue! (Eigentlich beide, ich kann nicht nur eine Augenbraue heben.)

 

Lohnt es sich, jemanden einzustellen?

Natürlich bin ich der Meinung, dass Gründer/innen ein Team aufbauen sollten, wenn die Zeit reif ist. Denn Fakt ist, das wusste schon die Oma:

Mit den eigenen Händen wird man nicht reich. 

Dafür braucht es also weitere Hände. Aber – Achtung **Knackpunkt Nr. 1** – die Arbeit der anderen Hände muss mehr Geld einbringen als was sie kostet. Einfache Rechnung, denkt man. Allerdings **Knackpunkt Nr. 2** der Lohn, den der Mitarbeiter bekommt, hat man ja bisher selbst eingeheimst. Und das muss gut überlegt und überbrückt werden.

Konkretes Beispiel: Anna hat einen Kunden für den sie monatlich 50 Stunden leistet, was ihr 2.500 EUR Bruttogewinn monatlich einbringt. Den Kunden hat sie schon seit Jahren und er bietet ihr eine gute Einkommensgrundlage. Allerdings bezahlt der Kunde immer noch ihren “alten” Stundensatz und mit neuen Kunden könnte sie in der gleichen Zeit mehr verdienen. Sie möchte daher gerne einen Großteil dieser Arbeit auslagern, damit sie mehr Zeit hat, mehr Kunden zu einem höheren Stundensatz zu gewinnen. Nur: Wenn sie diese 50 Stunden komplett auslagert, und sagen wir mal, 30 €/Stunde für jemanden zahlt, bleibt ihr ein Bruttogewinn von 1.000 € für diesen Kunden. Das sind erstmal 1.500 € weniger für sie.

Und deshalb, Achtung, noch ein **Knackpunkt**: Ja, es lohnt sich, sie verdient 1.000 € quasi ohne zu arbeiten, aber kann sie vorübergehend mit 1.500 € weniger im Monat zurechtkommen, bis sie neue Kunden zum höheren Stundensatz gewonnen hat?

Ob es sich lohnt, kann niemand pauschal beantworten. Die Antwort darauf ist so individuell wie der Mensch selbst.

 

Ist dein Unternehmen bereit dafür?

Und ich frage hier nicht, ob DU bereit bist. Sondern ob dein Unternehmen dafür bereit ist: Hast du einen Arbeitsplatz für deine/n Mitarbeiter/in (wenn sie/er vor Ort arbeiten soll)? Arbeitsmaterialien? Lizenzen für Programme? Kannst du das alles ohne weiteres beschaffen? Aber das aller-aller-aller-wichtigste: Sind deine Unternehmensprozesse so organisiert und dokumentiert, dass du an deinen Mitarbeiter “ohne Verlust” übergeben kannst? 

 

Bist du darauf eingestellt, was es bedeutet, einen Mitarbeiter zu haben?

Ein Team aufzubauen, ist cool. Da entwickelt man sich von Solopreneur zu Unternehmer. Man verspürt Stolz, Aufregung, Freude. Man sollte aber auch mit der richtigen Einstellung in dieses Abenteuer starten. Die ganzen Fakten beiseite: einen Mitarbeiter zu haben, ist eine große Verantwortung. Eine finanzielle Verantwortung, aber auch eine Verantwortung dem Menschen gegenüber: Die meisten Menschen verbringen die Hälfte ihrer wachen Zeit auf der Arbeit. Meiner Meinung nach ist aber das Wichtigste: Niemand kann alles richtig direkt von Anfang an. Auch Mitarbeiterführung nicht. Deshalb ist es ein Lernprozess, und jeder sollte darauf eingestellt sein, dass die Beziehung zu seinem Mitarbeiter einen Erfolg werden kann oder eben auch, dass es vielleicht nichts wird. Und das ist auch ok.

Mein Rat: Nicht idealisieren, aber auch nicht Angst davor haben.

 

 

Ich würde mich wünschen, dass weniger Berater, Coaches und Co. mit dem Begriff “Teamaufbau” bei jungen Unternehmern um sich werfen. Zumindest nicht ohne eine “ja aber”-Beilage. Das einzig Gute ist, dass sich dadurch trotzdem viele damit auseinandersetzen, und das ist goldrichtig! Die Auseinandersetzung, ob und wie man jemanden braucht, kann nicht früh genug stattfinden! Aber nicht das Einstellen selbst.

Meine Devise ist: keine Panik und keine Eile. Gut prüfen. Gut beraten lassen. Und erst wenn das Bauchgefühl schreit “Mach es doch endlich!”, bist du sicherlich bereit dafür.

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