Persönlichkeitstests sind beliebt, spannend – und manchmal auch kompletter Bullshit.
Ich sage das bewusst so provokant, weil ich in meiner Arbeit als Coach für Teamaufbau für Selbstständige schon viele Erfahrungen damit gemacht habe.
In diesem Artikel schauen wir uns an, wie hilfreich Persönlichkeitstests wirklich sind, wann sie eher Schaden anrichten – und welchen Test ich persönlich absolut liebe und dir gerne weiterempfehle.
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TEAM-UP Podcast | Folge #63 | Wie du Persönlichkeitstest für den Teamaufbau nutzen solltest
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Solltest du Persönlichkeitstests bei der Anstellung des ersten Mitarbeiters einsetzen?
Viele Gründer*innen und Selbstständige überlegen bei der Anstellung des ersten Mitarbeiters, ob ein Test dabei helfen kann, die richtige Entscheidung zu treffen. Klingt ja auch verlockend: Ein paar Multiple-Choice-Fragen beantworten – und schon weiß man, ob jemand ins Team passt.
Die Realität ist komplizierter. Wir sind sieben Milliarden Menschen, und kein Test der Welt kann uns in 4, 16 oder 32 Schubladen pressen. Das mag eine grobe Orientierung geben, ersetzt aber nicht die echte Auseinandersetzung mit einer Person.
Ein Beispiel: Ich habe in Bewerbungsprozessen schon oft gesehen, dass Unternehmen Kandidat*innen auffordern, ihren „16-Personalities-Typ“ mitzuschicken. Ehrlich gesagt halte ich davon wenig. Warum?
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Treffsicherheit: Tests bilden höchstens 80–90 % einer Persönlichkeit ab. Die restlichen 10–20 % können aber entscheidend sein.
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Variabilität: Je nach Lebenssituation beantwortet jemand den Test anders. Heute extrovertiert, morgen eher introvertiert – je nach Phase.
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Kontext: Wer im Job sehr aufgeschlossen ist, kann privat ganz anders ticken.
Mein Tipp: Persönlichkeitstests können ein Baustein sein, aber niemals das Fundament für deine Entscheidung. Gerade bei der ersten Anstellung solltest du dich auf Gespräche, Probearbeiten und dein Bauchgefühl verlassen – und Tests höchstens ergänzend einsetzen.
Wie kannst du Persönlichkeitstests sinnvoll für dein Team nutzen?
Heißt das jetzt, dass Persönlichkeitstests komplett nutzlos sind? Nein! Ich finde sie durchaus hilfreich – aber eben an der richtigen Stelle.
Für die Selbstreflexion
Ich nutze Tests oft mit meinen Kund*innen als Werkzeug zur Selbstreflexion. Viele hatten beim Lesen ihrer Ergebnisse echte Aha-Momente:
„Oh stimmt, genau so reagiere ich in Stresssituationen!“
Das hilft, weil Selbstständige dadurch lernen, ihre eigenen Stärken und blinden Flecken besser zu erkennen. Und genau das ist die Basis für einen gelungenen Teamaufbau.
Für die Führung
Auch in der Teamführung können Tests einen Wert haben. Wenn ich ein neues Teammitglied einarbeite, schaue ich mir gerne gemeinsam mit der Person an, welche Tendenzen sichtbar werden. Wichtig: Ich bespreche das Ergebnis mit ihr, damit sie einordnen kann, wo sie sich wiederfindet und wo nicht.
Denn: Ein Test ohne persönliche Reflexion bleibt oberflächlich. Erst wenn das Teammitglied sagt „Ja, das passt!“ oder „Hier sehe ich mich gar nicht“, wird daraus ein wertvolles Gespräch über Zusammenarbeit.
Für die Entwicklung
Tests können helfen, unterschiedliche Perspektiven sichtbar zu machen. Wenn ich als Führungskraft verstehe, dass jemand im Team viel Struktur braucht, während ein anderer eher kreativ-chaotisch arbeitet, dann kann ich die Aufgaben gezielter verteilen.
Das Ziel ist nicht, Menschen in Schubladen zu stecken – sondern sie als Menschen besser zu verstehen.
Welches Modell empfehle ich persönlich?
Es gibt unzählige Tests: Myers-Briggs, DISG, Big Five, Gallup StrengthsFinder, Reiss Motivation Profile, die fünf Sprachen der Liebe … Die Liste ist endlos. Viele davon sind spannend, manche ziemlich kompliziert.
Zwei Modelle nutze und empfehle ich persönlich besonders gerne – vor allem, weil sie einfach sein:
1. Myers-Briggs / 16 Personalities
Dieses Modell ist sehr bekannt und hat den Vorteil, dass es viele Menschen schon einmal gemacht haben. Es hilft dir, grob einzuordnen, welche Grundtendenzen bei dir oder deinem Teammitglied vorhanden sind.
Besonders spannend finde ich, dass es in Gesprächen oft wie ein Türöffner wirkt: Viele erkennen sich wieder und beginnen sofort, über ihre Stärken und Schwächen zu sprechen.
Natürlich ist auch hier klar: Es ist nur ein Modell und keine absolute Wahrheit. Aber gerade für den Einstieg in die Selbstreflexion oder den Austausch im Team eignet es sich hervorragend.
Hier findest du den Test: https://www.16personalities.com/de/kostenloser-personlichkeitstest
2. Das Motivations-Modell von Gretchen Rubin
Hier geht es nicht um Charakterzüge, sondern um die Frage:
Wie gehst du mit inneren und äußeren Erwartungen um?
Rubin unterscheidet vier Typen:
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Pflichterfüller – handeln zuverlässig, wenn Erwartungen klar sind.
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Fragende – machen mit, wenn sie den Sinn verstanden haben.
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Rebellen – entscheiden am liebsten komplett selbst.
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Mitmacher – reagieren stark auf die Erwartungen anderer.
Ich liebe dieses Modell, weil es keine starre Schublade ist, sondern eine Tendenz beschreibt. Gerade in der Führung macht es die Zusammenarbeit leichter, weil ich Aufgaben gezielter formulieren kann – je nach Typ.
Hier findest du den Quiz (Englisch): https://gretchenrubin.com/quiz/the-four-tendencies-quiz/
Mein Fazit: Beide Modelle haben ihre Stärken. Myers-Briggs ist super, um ins Gespräch zu kommen und ein erstes Bild zu bekommen. Das Rubin-Modell hilft dir, die Motivationsebene besser zu verstehen – und dadurch Führung menschlicher und klarer zu gestalten.
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Fazit: Wie solltest du Persönlichkeitstests im Teamaufbau nutzen?
Persönlichkeitstests sind weder Wundermittel noch komplett nutzlos. Sie können dir beim Teamaufbau helfen – aber nur, wenn du sie richtig einsetzt.
Für die Anstellung des ersten Mitarbeiters empfehle ich dir: Nutze Tests maximal als Zusatz, niemals als Auswahlkriterium. Im Mittelpunkt sollten Gespräche, gemeinsame Erfahrungen und dein Bauchgefühl stehen.
Für die Teamführung sind Tests hilfreich, wenn sie als Gesprächsgrundlage dienen und nicht als Etikett. Achte darauf, dass dein Team die Ergebnisse kommentieren kann und ihr gemeinsam reflektiert.
Und für dich persönlich: Mach Tests zur Selbstreflexion! Sie helfen dir, dich selbst besser zu verstehen – und das ist die Basis, um ein starkes Team aufzubauen.
👉 Wenn du jetzt Lust hast, dein eigenes Team aufzubauen, dann probiere doch mal selbst den 16-Personlichkeiten-Test oder das Gretchen-Rubin-Modell aus. Lies dein Ergebnis, reflektiere es und überlege: „Wie beeinflusst das meine Art zu führen?“
Denn am Ende geht es im Teamaufbau für Selbstständige nicht darum, Menschen in Schubladen zu stecken.
Es geht darum, Menschen wirklich zu sehen – und dadurch die bestmögliche Zusammenarbeit zu gestalten.

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